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Was glücklich macht
10. Juni 2018 durch dbehrens 0 Kommentare 301 Views
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10. Juni 2018 durch dbehrens in Was glücklich macht

Einstein im Wald

Oder: Wie das Mitgefühl mein Leben verändert

Es ist ein heißer Tag Ende Mai und mein süßer Rabaukenhund feiert seinen fünften Geburtstag. Kaum zu glauben, gefühlt hat er gerade noch Kabel, Bücher, Stöcker oder was immer er zwischen Pfoten und Zähne bekommen hat in Konfettigröße geschreddert. Und nun ist er plötzlich erwachsen. Natürlich noch ab und zu ein Knallkopp, aber deutlich gelassener als früher und ein toller „Bruder“ für unsere ältere Hundedame aus dem Tierheim, die das Familienleben gerade erst kennenlernt. Seinen Geburtstag feiern wir an einem kleinen Bach im Wald. Mein Hund liebt es, durchs Wasser zu waten, dann rauszurennen, sich zu wälzen und mit Karacho wieder ins Wasser zu springen. Und so ist das (neben ein paar Leckerli und jeder Menge Streicheleinheiten, klar!) mein Geschenk für ihn – nach seinem Gesichtsausdruck zu urteilen offenbar nicht das schlechteste.

Als wir unseren Badespaß gerade beenden wollen und ich uns am Ufer die Füße abtrockne, gibt es überraschenderweise auch ein Geschenk für mich, wenn auch etwas umständlich verpackt. Eine Dame mit zwei großen Hunden biegt aus dem Wald, bleibt bei unserem Anblick wie angewurzelt stehen und ihre Mimik verrutscht in Richtung Entgeisterung. Während ich meine Hunde heran- und ihr zurufe, sie könne gern vorbeigehen, bei der Wärme wollten sicher alle gern baden, fixiert sie mich mit angespannter Miene. Schließlich presst sie den kantigen Befehl „Keinen Ton!“ heraus. Ich bin kurz verwirrt, ob sie mich damit meint, sehe dann aber, wie sich die Ohren ihrer Hunde spitzen. Die geben tatsächlich keinen Ton von sich, doch ihre ohnehin kurzen Leinen gehen sichtlich auf Spannung. Leider kann ich nicht ausweichen, was die Lage sicher entspannt hätte, die Stelle aber ist schmal und ich hantiere mit nassen Pfoten, Handtuch und Leinen. So bleiben wir lieber ruhig sitzen und die Dame bugsiert ihren Tross im Zeitlupentempo auf uns zu. Ihre Hunde werden mit jedem Schritt alarmierter und meine beiden, gerade ausgelassen dem Wasser entstiegen, wittern die Stimmung sofort. Und klar: Kaum sind die drei auf unserer Höhe, bricht meine Hundeomi das fast greifbare Schweigen, die übrigen Hunde fallen sofort mit ein, und es gibt ein kurzes Geschiebe und Gebelle.

Als wäre das ihr Stichwort, überschüttet mich die vorher so schweigsame Dame sofort mit einer Reihe an Vorwürfen. Ich bin völlig erstaunt: Wie kann man dieselbe Situation so unterschiedlich interpretieren? Wie die eigene Anspannung, die sich nacheinander auf sämtliche Tiere übertragen hat, nicht wahrnehmen? Und warum lieber reflexartig die vermeintliche Schuld von sich weisen, als in Ruhe die Lage zu managen? Ich atme tief durch und spüre, wie blitzschnell drei Dinge in mir passieren: Erst bäumt sich mein alter Bekannter, das Gerechtigkeitsempfinden, auf. Ich bin schließlich ruhig und freundlich geblieben und meine Hunde sind nicht diejenigen, die wirklich „angefangen“ haben. Dann wünsche ich mir vergebens, es hätte irgendwo im Wald eine Kamera gegeben, die das Ganze aus objektiver Warte aufgezeichnet hätte. Anstatt aber in fruchtlose Diskussionen um Meinungen und Perspektiven einzusteigen, breitet sich schließlich eine seltsame Ruhe in mir aus, deren Ursprung ich in diesem Moment noch gar nicht bestimmen kann. Ich spüre nur, dass mein Ärger schon fast verpufft, bevor er richtig in Fahrt kommt, so dass ich meine abgetrockneten Hunde nehme und gehe.

Was Einstein sagt

Später am Abend wird mir klar, warum ich nicht auf Konfrontationskurs gegangen bin und dass das mein ganz persönliches Geschenk des Tages war. Im Wald gab es zwar keine Kameras, dafür bin ich dort aber quasi Einstein begegnet. Der sagte nämlich mal so oder so ähnlich, dass man Probleme nicht mit denselben Mitteln lösen könne, durch die sie entstanden sind. Natürlich wollte ich uns mit einer nutzlosen Diskussion auch nicht den Tag verderben. Auf einer viel grundlegenderen Ebene aber wurde mir klar, dass jeder Mensch immer eine Vorgeschichte mitbringt. Vielleicht hat die Frau mit den großen Hunden ja keinen so schönen Tag erlebt wie wir, vielleicht durchlebt sie sogar gerade eine wirklich schwere Zeit. Vielleicht sind auch ihre Hundebegegnungen in der Vergangenheit nicht so positiv verlaufen und das trägt nun bei jeder neuen zu ihrer Anspannung bei. Vielleicht ist es alles davon oder auch nichts. Ich kann es nicht wissen, aber ich spüre, wie sich allein durch den Gedanken daran etwas in mir entspannt. Ich trete aus meiner Ego-Perspektive heraus und versuche, mich in mein Gegenüber hineinzuversetzen. Nachzuempfinden, was die Frau womöglich gefühlt hat: erst offensichtlichen Ärger, darunter vielleicht Angst, Schmerz, Überforderung. Auf dieser Ebene wird mein Ruf nach Gerechtigkeit leiser und gibt dem Mitgefühl Raum.

Zugegeben, das mit dem Mitgefühl ist manchmal keine ganz leichte Übung, ab und zu begegnen uns einfach Dinge, die wir für absolut unfair und ungerechtfertigt halten. Ich lerne aber immer mehr, dass die „Das habe ich nicht verdient“-Haltung hier nicht unbedingt hilft, denn sie bewirkt, dass wir auf derselben Ebene steckenbleiben, die den Konflikt ausgelöst hat. Dann beharren beide auf ihrer Sicht der Dinge wie trotzige Kinder, möchten Recht oder einfach nur das letzte Wort behalten. So lässt sich vielleicht ein Schlagabtausch gewinnen, ein Konflikt aber nicht wirklich lösen, und sei es der in uns selbst, der manchmal ja noch tobt, wenn die Situation schon lange vorüber ist. Frieden sieht jedenfalls anders aus, und der beginnt anscheinend tatsächlich in uns (das sagte wiederum der Dalai Lama).

Mitgefühl ist Übungssache

Es lohnt sich deshalb sehr, diesen „Mitgefühlsmuskel“ zu trainieren – erstmal für unseren eigenen Frieden und in Ausbaustufen auch im Hinblick auf unser Umfeld – auch und gerade auf die Menschen, mit denen wir es nicht so leicht haben. Mitgefühl bedeutet nicht, die eigene Position zugunsten einer anderen aufzugeben, dieser Frieden würde ja nur kurz halten. Sie ist nur das Einbeziehen der Möglichkeit, dass das, was uns verletzt oder irritiert, Ursachen haben kann, die außerhalb unseres Blickfeldes liegen. Und dass, auch wenn wir noch so sehr von unserer Position überzeugt sind, ein Beharren darauf nicht unbedingt die passende Lösung ist. Mir jedenfalls hilft die Übung jeden Tag ein bisschen mehr, gar nicht erst in die Konfrontation zu gehen, sondern mich im entscheidenden Moment zurückzunehmen, den anderen anzunehmen, wie er ist, und ihm vielleicht sogar noch etwas Gutes anzubieten oder ihm einfach einen schönen Tag zu wünschen. Klingt erstmal seltsam, aber vielleicht braucht er (und ich selbst!) ja genau jetzt genau das und wir begegnen einander oder jemand anderem dann schon viel gelassener. Eine schöne Übung für mehr Mitgefühl ist folgende Visualisierung:

– Stelle Dir vor, auf Deinem Brustkorb ist ein helles Fleckchen Licht zu sehen.

– Beobachte, wie sich das Licht in Deinem ganzen Körper ausbreitet.

– Nimm wahr, wie Du Dich dabei fühlst und wie Du immer gelassener, glücklicher, liebevoller… wirst.

Wenn Du diese Übung gut beherrschst, stelle Dir im nächsten Schritt einen geliebten Menschen (oder ein Tier) vor, in dem sich dieses Licht ausbreitet. Dann wähle eine Person, der Du neutral gegenüberstehst, und schließlich eine, zu der Du ein schwieriges Verhältnis hast. In einigen Wochen des Praktizierens wirst Du vielleicht bemerken, wie sich Deine Einstellung gegenüber Dir selbst, Deinen Mitmenschen und eventuellen Konflikten nach und nach verändert. Und was wäre das wohl für eine Welt, in der wir alle nur ab und zu so achtsam miteinander mitfühlen würden?

Fröhliches Mitfühlen!

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