Oft gehen unsere Gedanken mit uns auf Wanderschaft: Wir grübeln über Vergangenes nach oder malen uns Zukünftiges aus, ohne eines von beiden aktuell beeinflussen zu können. Denn die Vergangenheit ist vorüber und die Zukunft noch nicht hier. Achtsamkeit ist die Kunst, diese Gedankenschleifen zu unterbrechen und im Hier und Jetzt präsent zu sein. Richten wir unsere fünf Sinne – Sehen, Hören, Riechen, Schmecken, Tasten – bewusst auf das, was in diesem Moment und an diesem Ort ist, können wir das Leben in all seiner Fülle (er-) leben. In der Natur fällt dies meist besonders leicht. Ihre Reize fördern unsere natürliche Neugier, wirken ausgleichend auf den Geist und bieten uns einen sicheren Raum für Erfahrungen und Begegnungen, ohne zu bewerten.
Ursprünglich wurzelt die Praxis der Achtsamkeit im Buddhismus und wurde in Asien schon vor mehr als 2.500 Jahren gelehrt. In der modernen westlichen Welt werden Elemente daraus zur Stressverringerung eingesetzt, etwa in der Mindfulness Based Stress Reduction (MBSR) nach Jon Kabat-Zinn, und finden in Prävention und Therapie einer Vielzahl verschiedener psychischer und körperlicher Erkrankungen Anwendung, z. B. bei chronischen Schmerzen oder in psychotherapeutischen Verfahren wie der Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT).
Allen Verfahren und Traditionen ist gemein, dass sie die Sicht aufs Leben positiv verändern. Indem wir uns in Achtsamkeit üben, kultivieren wir eine Haltung, die von Offenheit, Geduld, Akzeptanz und Liebe geprägt ist. Diese Wirkung ist sogar körperlich messbar: So lässt eine regelmäßige Achtsamkeitspraxis nachweislich die Hirnareale schrumpfen, in denen Angst und Stress verarbeitet werden, wohingegen jene für Empathie und Lernfähigkeit wachsen. Achtsamkeit macht somit gelassener, mitfühlender, konzentrierter und resilienter, also psychisch widerstandsfähiger, so dass wir das Leben mit mehr Freude und Zuversicht annehmen können.